Diabetes@Work in Berlin
Berlin – 13. November 2019
Parlamentarischer Abend der Initiative Diabetes@Work mit einer Keynote des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn
Begrüßt wurden die rund 120 Gäste durch Dr. Gerd Kräh von Lilly Deutschland, einem der Partner von Diabetes@Work. „Die Erfahrungen der Initiative zeigen welchen hohen Stellenwert der strukturierte Austausch von Informationen zwischen Unternehmen, behandelnden Ärzten und natürlich den Menschen mit Diabetes darstellt“, so Dr. Kräh. Auf dieser Grundlage hat die Initiative zusammen mit Fachexperten daher eine praxistaugliche Checkliste zur Verbesserung der Kommunikation entwickelt.


„Die Chancen der Digitalisierung in der betrieblichen Gesundheitsförderung nutzen“
In seiner anschließenden Keynote unterstrich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Mehrwert einer gelungenen Kooperation aller am Patientenpfad beteiligten Akteure. Er bedankte sich explizit bei allen Partnern der Initiative für ihren Einsatz und lobte, dass konkrete Maßnahmen wie die Checkliste von Diabetes@Work ein seltenes und bewundernswertes Zeugnis von jahrelangem, erfolgreichem Engagement seien. „Nun müssen wir die gesammelten Ergebnisse und Erfahrungen in unserer politischen Arbeit überführen“, so der Minister. Auch in Zukunft wolle er im kontinuierlichen Austausch mit der Initiative bleiben, die er seit ihrer Gründung kenne, begleite und überaus schätze.
Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE, Dr. Kurt Rinnert, leitender Betriebsarzt der Stadt Köln, und Dr. Nikolaus Scheper, Vorsitzender des Bundesverband Niedergelassener Diabetologen, stellten im Anschluss die Checkliste vor, an deren Entwicklung sie maßgeblich beteiligt waren. In der praktischen Versorgung von Menschen mit Diabetes am Arbeitsplatz nähme sie eine ähnliche Funktion wie ihre Pendants in der Luftfahrt ein. In dem Maße, wie hier für Piloten und Passagiere durch einen kurzen Check aller wichtigen Parameter die Flugsicherheit erhöht werde, trage die Checkliste der Initiative dazu bei, die Herausforderungen von Diabetes im betrieblichen Umfeld zu bewältigen.
Dr. Kröger lenkte den Blick dabei, wie der Minister zuvor, auch auf die Bedeutung von Prävention: „Wir müssen uns darauf konzentrieren, ein gesundheitsförderndes Umfeld zu schaffen, das die gesunde Wahl zur leichteren Wahl macht.“ Typ-2-Diabetes sei oft vermeidbar. Nötig dafür seien jedoch beispielsweise frühzeitige Diagnosen, eine umfassende Qualitätssicherung in der Diabetesversorgung und auch ein Ampelsystem für Lebensmittel.
In der darauffolgenden Podiumsdiskussion stand die Nationale Diabetes-Strategie im Vordergrund. Es debattierten die Bundestagsabgeordneten Christine Aschenberg-Dugnus (FDP), Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Die Grünen), Erwin Rüddel (CDU) und die Partner der Initiative Franz Knieps, Vorstand BKK-Dachverband, und Dr. Wolfgang Panter, Präsident des VDBW.


Erwin Rüddel versicherte dem Publikum, dass die Umsetzung der Nationalen Diabetes-Strategie nicht auf die lange Bank geschoben werde, sondern bald erfolgt. „Ich bin mir sicher, dass wir das im nächsten Jahr schaffen – und nicht erst im Herbst“, so der Parlamentarier. Christine Aschenberg-Dugnus bemerkte, dass eine Nationale Diabetes-Strategie, die mit einer Verbotspolitik verbunden sei, nicht funktionieren werde und es viel mehr darum gehen sollte zu motivieren und Anreize zu schaffen. Frau Kappert-Gonther betonte, dass es den Menschen einfacher und bequemer gemacht werden müsse, ein gesundes Leben zu führen. Dafür brauche es auch die richtige Infrastruktur. Wenn es einen guten Fahrradweg gebe, dann sei es wahrscheinlicher, dass Menschen ihn auch benutzen, gab die Bundestagsabgeordnete zu bedenken.


Während das alles richtig sei, fehle in Bezug auf Diabetes aber noch zu häufig das Präventionsbewusstsein, entgegnete Dr. Panter. „Wir brauchen ganzheitliche Ansätze und Lösungen. Die Zeiten von starren ‚Sektorengrenzen‘ und Zuständigkeiten müssen vorbei sein. In dem Sinne sind auch die Kompetenzen der Betriebsärzte stärker einzubeziehen. Denn sie wissen um die Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz und können die behandelnden Ärzte unterstützen.“ Herr Knieps ergänzte aus Sicht der Betriebskrankenkassen: „Uns bieten sich durch die Digitalisierung eine Vielzahl neuer Chancen, auch was die betriebliche Gesundheitsförderung angeht. Das heißt vor allem: bessere, schnellere und innovative Versorgungsangebote für die Versicherten.“


Mit Blick auf das Jahr 2020 hat der Parlamentarische Abend viele wichtige Impulse gesetzt, um die Rahmenbedingungen für Prävention und den Umgang mit Diabetes zu verbessern. Die erzielten Erfolge und nicht zuletzt der Ritterschlag durch den Minister motivieren, dass die Initiative Diabetes@Work auch in Zukunft den politischen und gesellschaftlichen Diskurs rund um das Thema Gesundheit in der Arbeitswelt mitgestalten und mit praktischen Versorgungslösungen die Gesundheit von Menschen mit Diabetes vorantreiben wird.
Am Dienstag, 22. November 2016, fand das Hauptstadtevent der Initiative Diabetes@Work in Berlin statt.
Film über die Initiative
Diabetes ist die zentrale Herausforderung in der Arbeitswelt, so ein Zwischenfazit der Initiative Diabetes@Work. Laut Weltgesundheitsorganisation leiden in Deutschland mehr als 7,5 Millionen Menschen an Diabetes Typ 2 – Tendenz steigend. Dabei ist ein Trend erkennbar: Diabetes trifft immer häufiger Menschen im berufsfähigen Alter. Eine ernstzunehmende Entwicklung für Unternehmen, die ein Risiko für die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darstellt.
Wie können chronisch kranke Beschäftigte sowohl präventiv als auch kurativ unterstützt werden, damit ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten bleibt? Wie schaffen es Unternehmen passende Gesundheitsangebote zu unterbreiten und wie können sie dabei von Politik und Fachwelt bestmöglich unterstützt werden?
Seit 2013 sammelt die Initiative Diabetes@Work Antworten auf diese und weitere Fragen. Unter der Schirmherrschaft des Bundesministers für Gesundheit, Hermann Gröhe, stellte die Initiative am 22. November ihre Erfahrungswerte und Kernergebnisse einem hochrangigen Publikum aus Bundespolitik, Fachgesellschaften und Unternehmen vor.

Begrüßung der Teilnehmer und Vorstellung der Initiative durch Dr. Gerd Kräh, Senior Director Government Affairs bei Lilly Deutschland, Partner der Initiative Diabetes@Work
„Gesundheitsförderung ist eine Netzwerkaufgabe“
Dr. Gerd Kräh von Lilly Deutschland, Partnerunternehmen der Initiative Diabetes@Work begrüßte die rund 85 Teilnehmer zur Veranstaltung und stellte zunächst die Initiative vor. „Die Partner von Diabetes@Work haben es sich zum Ziel gesetzt, Lösungsvorschläge aus der Arbeitswelt für den Umgang mit der Volkskrankheit Diabetes in die öffentliche und politische Diskussion zu bringen“. Klar sei geworden: Unternehmen erkennen zunehmend, dass es sich lohnt, in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu investieren. Das habe die Initiative bei namhaften Unternehmen vor Ort erfahren, so Dr. Gerd Kräh, der seinen Dank an die Fraport AG, Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH, ContiTech AG und Siemens AG richtete. Bei verschiedenen Veranstaltungen bei den Unternehmen vor Ort, sogenannten „Länderstationen“ wurde deutlich:
Unternehmen benötigen Unterstützung bei der Etablierung betrieblicher Gesundheitsmaßnahmen. „Gesundheitsförderung ist eine Netzwerkaufgabe, insbesondere die Politik ist gefragt, hierbei mit geeigneten Rahmenbedingungen zu unterstützen“, schilderte Dr. Kräh.


Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, und Anette Kramme, parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales brachten in ihren Impulsvorträgen der Initiative Diabetes@Work große Anerkennungen entgegen
„Der Erfahrungsaustausch ist wichtig für weitere regulatorische Schritte“
Die Impulsvorträge von Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, und Anette Kramme, parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales unterstrichen die gesellschaftspolitische Relevanz des Themas Prävention und Kuration chronischer Erkrankungen in der Arbeitswelt. Lutz Stroppe brachte seine Anerkennung für die Initiative zum Ausdruck: „Ich bin Diabetes@Work dankbar für die heutige Veranstaltung, denn der Erfahrungsaustausch zum Umgang mit chronischen Erkrankungen in der Arbeitswelt ist wichtig für weitere regulatorische Schritte“. Die identifizierten Best Practices seien gute Beispiele der betrieblichen Gesundheitsförderung, wichtig sei nun die Frage: „Wie lassen sich geeignete Modellprojekte in die Breite tragen und wie können kleine und mittelständische Unternehmen davon profitieren?“ Für diese Aufgabe stellte Stroppe u.a. die Bedeutung der Betriebsärzte heraus: „Betriebsärzte sind Schlüsselfiguren in der Prävention und gewährleisten einen niederschwelligen Zugang zur Gesundheitsprävention“.
„Unternehmen stellen das größte Präventionssetting dar“ an
Anette Kramme spannte den Bogen zwischen der gesundheits-und arbeitspolitischen Verantwortung: „Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz sind zentrale Staatsaufgaben“. Dabei appellierte sie an Unternehmen, Arbeitsschutz- und Präventionsmaßnahmen erfolgreich umzusetzen und ihre Verantwortung ebenfalls wahrzunehmen: „Unternehmen stellen das größte Präventionssetting dar. Dort können auch diejenigen erreicht werden, die sonst keinen Zugang zu Präventionsmaßnahmen suchen“. Zudem zählte sie Chancen für Arbeitgeber auf: „Arbeits-und Gesundheitsschutz lohnt sich – sie führen zu leistungsstarken Mitarbeitern, halten Fachkräfte im Unternehmen und erhöhen die Attraktivität des Arbeitgebers.“


Fernsehmoderatorin Andrea Ballschuh führte durch den Abend und stellte den Film über die Initiative Diabetes@Work vor
Filmpremiere über die Initiative Diabetes@Work
Ein Highlight des Abends war die Filmpräsentation über die Initiative Diabetes@Work. Der Film stellt die Initiative und Diskussionsergebnisse der vorherigen Veranstaltungen sowie konkrete Beispiele der betrieblichen Gesundheitsförderung vor. Die nachfolgenden Kernbotschaften waren schließlich Ausgangspunkt für die Podiumsdiskussion zwischen Partnern der Initiative und Abgeordneten aller Bundestagsfraktionen.
- Versorgung stärken, z.B. durch Vernetzung der zentralen Akteure vor Ort
- Verantwortung übernehmen, z.B. Betriebliches Gesundheitsmanagement als Führungsaufgabe begreifen
- Information & Aufklärung voranbringen, z.B. durch Sensibilisierung für einen gesunden Lebensstil und ernährungsbewusstes Verhalten
- Rahmenbedingungen verbessern, z.B. durch eine Nationale Diabetes-Strategie und Unterstützung von kleinen und mittelständischen Betrieben


Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion von v.l.n.r.: Maria Michalk, MdB (CDU); Kordula Schulz-Asche, MdB (Bündnis90/Die Grünen); Martina Stamm-Fibich, MdB (SPD); Birgit Wöllert, MdB (Die LINKE); Moderatorin Andrea Ballschuh; Franz Knieps (BKK Dachverband); Dr. Wolfgang Panter (VDBW); Volker Weber (IG BCE Hessen-Thüringen)
Diabetes und chronische Erkrankungen in der Arbeitswelt – was kann und muss die Bundespolitik nun tun?
Diese Frage stellte sich in einer abschließenden Podiumsdiskussion den Bundestagsabgeordneten Maria Michalk (CDU), Martina Stamm-Fibich (SPD), Kordula Schulz-Asche (Bündnis90/Die Grünen) und Birgit Wöllert (Die LINKE) sowie den Partnern der Initiative Diabetes@Work Franz Knieps, Vorstand BKK-Dachverband, Dr. Wolfgang Panter, Präsident VDBW und Volker Weber, Vorsitzender IG BCE Hessen-Thüringen.
Die vier Gesundheitspolitikerinnen und die Diabetes@Work-Repräsentanten waren sich einig, dass das Präventionsgesetz eine gute Grundlage zur Prävention chronischer Krankheiten wie Diabetes darstelle, bisher aber noch unzureichend umgesetzt werde. „Es bedarf nach wie vor einer besseren Vernetzung regionaler Akteure, z.B. durch einen effektiven Ausbau der im Präventionsgesetzt verankerten Koordinierungsstellen. Durch sie können ein unbürokratischer Zugang zu Gesundheitsmaßnahmen sichergestellt und regionale Gesundheitsangebote effektiver genutzt werden“, betonte Dr. Panter. Kordula Schulz-Asche übte Kritik an der mangelnden Einbindung von kleinen und mittelständischen Unternehmen im Präventionsgesetz und forderte dies bei einer Evaluierung zu berücksichtigen.


Beim anschließendes Get-Together bot sich Gelegenheit zum Vertiefen der Diskussion und „Netzwerken“
Im Anschluss wurde die rege Diskussion bei Snacks und Getränken im Atrium der Reinhardtstraßenhöfe fortgeführt. Im nächsten Jahr engagiert sich Diabetes@Work weiterhin für den Umgang mit chronischen Erkrankungen in der Arbeitswelt. Mit Blick auf die Bundestagswahl und neue politische Initiativen freut sich Diabetes@Work bereits auf den weiteren Austausch.
Diabetes@Work: Fokus Bundestagswahl 2021
Prävention durch Digitalisierung? – Wie digitale Konzepte und Innovationen die Gesundheitskompetenz fördern können: Unter diesem Titel, lud die Initiative Diabetes@Work am 02. Dezember 2020 zur Diskussion über Chancen und Herausforderungen digitaler Lösungen zur Förderung der Gesundheitskompetenz ein. Der digitale Austausch zwischen hochrangingen VertreterInnen zentraler Patientenorganisationen, der Ärzteschaft, den Kassen, der Industrie und der Politik war die Auftaktveranstaltung der auf die Bundestagswahl 2021 zugeschnittenen Veranstaltungsreihe „Diabetes@Work: Fokus Bundestagswahl“. Ziel der Eventreihe ist es, Akteuren im Gesundheitswesen, aber auch interessierte Mitgliedern der Diabetes Community, mit Politikern zu vernetzen, um den vier großen Parteien jeweils eine Plattform zur thematischen Positionierung mit Blick auf die Nationale Diabetes-Strategie zu bieten. Den Auftakt machte die FDP mit Prof. Dr. Andrew Ullmann, Obmann im Gesundheitsausschuss. Von Seiten der Initiative waren Franz Knieps, Vorsitzender des BKK Dachverbands e.V., Dr. med. Wolfgang Panter, Präsident des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) e.V. und Dr. Gerd Kräh, Senior Government Affairs Director bei Lilly Deutschland GmbH zugegen.
Im Fokus der Veranstaltung stand die Rolle digitaler Lösungen in der Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz als präventive Maßnahme gegen sich immer schneller ausbreitende chronische Volkskrankheiten wie Diabetes Mellitus Typ 2 und Adipositas. Professor Ullmann betonte eingangs, dass eine langfristige Präventionsstrategie zur Bekämpfung chronischer Krankheiten nur dann Fuß fassen kann, wenn sektorenübergreifende und evidenzbasierte Versorgungskonzepte frühzeitig und in den Lebenswelten der Bevölkerung ansetzen. Er plädierte dafür, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung bereits ab dem Kindergartenalter zu stärken sowie in Bildungseinrichtungen bis hin zum individuellen Arbeitsplatz. Denn die Ausgestaltung der Bedingungen in diesen Lebenswelten prägt die bewussten und unbewussten Gesundheitsentscheidungen, die Menschen täglich fällen. Deshalb ist es wichtig, ihnen „vor Ort“ möglichst gute Bedingungen für den Zugang zu Gesundheitsinformationen und konkrete Anreize und Hilfen für gesundheitsförderliche Entscheidungen und Handlungen zu bieten.

Prof. Dr. Andrew Ullmann (Hauptbild) während der digitalen Diskussion

Diskussionsrunde mit relevanten Vertretern aus der Diabetesbranche
Daten als zentraler Erfolgsfaktor in digitalen Gesundheitsanwendungen
Hier kommen digitale Technologien ins Spiel. Denn zweifellos können digitale Konzepte und Gesundheitsanwendungen einen großen Beitrag zur erfolgreichen Prävention von chronischen Krankheiten leisten. Notwendige Grundlage für die Entwicklung und Anwendung entsprechender Lösungen sind jedoch Gesundheitsdaten. Dabei müsse laut Professor Ullmann sichergestellt werden, dass auch die forschende Industrie Zugang zu diesen Daten erhält. Herr Dr. Kräh, Partner der Initiative Diabetes@Work, betonte an dieser Stelle, dass die Innovationsfähigkeit langfristig gefährdet wird, wenn in Deutschland die Entwicklung digitaler Innovationen auf Basis eigener Datenbestände nicht möglich ist. Denn nur wenn die leistungsfähigsten Akteure der forschenden Gesundheitswirtschaft einen Zugang zu besagten Daten erhalten, können digitale Lösungen entwickelt werden, die die Lebensqualität nachhaltig steigern, personalisierte Therapieansätze ermöglichen und letztendlich Leben retten.
Die Nationale Diabetes-Strategie – ein „bloßes Lippenbekenntnis“
All dies gilt es in der Nationalen Diabetes-Strategie zu verankern. Darüber hinaus kritisierte Professor Ullmann, dass konkrete Zielvorgaben hinsichtlich der Umsetzung der Nationalen Diabetes-Strategie fehlen und, forderte neben der Implementierung von Qualitätsparametern, klare numerische Vorgaben für die Reduktion von Adipositas und Diabetes. Professor Ullmann betonte an dieser Stelle, dass die Eindämmung der Erkrankung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Um die Bevölkerung in die Bemühungen integrieren zu können, sei die Gesundheitskompetenz des Einzelnen essenziell. Professor Ullmann plädierte deshalb abschließend dafür, dass die Gesundheitskompetenz auf breiter Basis gestärkt werden müsse, um die Menschen in Deutschland zur Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu befähigen.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Diabetes@Work: Fokus Bundestagswahl“ lud die Initiative Diabetes@Work am 22.02.2021 zur Veranstaltung „Besser zu früh als zu spät – zur Notwendigkeit bundesweiter Aufklärungskampagnen“ ein. Gemeinsam mit Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen), Obfrau im Ausschuss für Gesundheit und Sprecherin für Gesundheitsförderung diskutieren unsere Gäste über Chancen und Herausforderungen nationaler Aufklärungs- und Kommunikationsstrategien. Die Initiative wurde repräsentiert durch Dr. med. Wolfgang Panter, Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) e.V., Franz Knieps, Vorsitzender des BKK Dachverbands (BKK) e.V., und Dr. Gerd Kräh, Senior Government Affairs Director der Lilly Deutschland GmbH.
Herr Dr. Panter verwies eingangs auf die besondere Relevanz nationaler Aufklärungskampagnen in Anbetracht der Volkskrankheit Diabetes. Bereits heute leben in Deutschland rund 7,5 Millionen Menschen mit diagnostiziertem Diabetes Typ 2, darunter mehr als 2 Millionen im berufsfähigen Alter. Mit Blick auf Aufklärungskampagnen zum Diabetes kommt dem Setting Arbeitswelt somit eine besondere Rolle zu, denn hier kann ein Großteil der Bevölkerung erreicht werden. Es ist daher dringend an der Zeit, Programme zur Prävention und gezielten Früherkennung des Diabetes mellitus zu entwickeln und umzusetzen.

“Make the healthy choice the easy choice”
Unter dem Leitspruch „make the healthy choice the easy choice“ illustrierte unsere Referentin, Frau Dr. Kappert-Gonther, wie die Gesundheits- und Ernährungskompetenz nachhaltig gefördert werden kann. Die Gesundheitspolitikern forderte neben der Einführung verbindlicher Reduktionsziele gegen zu viel Zucker, Fett und Salz in Fertiglebensmitteln, auch eine verlässliche Nährwertkennzeichnung in Form von Ernährungsampeln sowie ein gesetzliches Werbeverbot für besonders zucker- und fetthaltige Lebensmittel, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richten. Dabei verwies die Abgeordnete auf die elementare Rolle der Diabetes-Prävention im Kindesalter, da vor allem die ersten 3 Lebensjahre einen fundamentalen Einfluss auf die Ernährungs- und Geschmacksentwicklung der Kinder haben. In diesem Zusammenhang sprach sich Frau Dr. Kappert-Gonther auch für ein vielfältiges und ausgewogenes Menüangebot in Kantinen aus – sowohl in Schulen als auch am Arbeitsplatz. Die Sensibilisierung für gesunde Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsförderung und muss stärker in der Nationalen Diabetes-Strategie berücksichtigt werden.
Alltagsbewegung als wichtiger Bestandteil der Vorsorge
Darüber hinaus kamen die Beteiligten überein, dass die Bewegungsförderung im Alltag stärker vorangetrieben werden muss. Gerade in Zeiten von Homeoffice und fehlenden Sportangeboten aufgrund der Corona-Pandemie, kommt die Bewegung im Alltag oftmals zu kurz. Deswegen ist die Einführung und Stärkung von niederschwelligen Bewegungsangeboten von besonderer Relevanz – für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche gleichermaßen. Auch Frau Dr. Kappert-Gonther erkannte die Notwendigkeit zur Förderung der Bewegung im Alltag und sprach sich für den Ausbau sicherer Schulwege und die Eingliederung von Bewegungseinheiten in den Schulunterricht und am Arbeitsplatz aus.
Stärkung der Rolle der BZgA
Bei all dem kommt der Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger eine Schlüsselrolle zu. Denn um gute Entscheidungen für unsere Gesundheit treffen zu können, sind wir auf Informationen angewiesen. Frau Dr. Kappert-Gonther forderte in diesem Zusammenhang die Ausweitung des Angebots der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und betonte dabei die Notwendigkeit Aufklärungskampagnen flächendeckend, niedrigschwellig und zielgruppenspezifisch zu gestalten. Die Gäste der Veranstaltung waren sich einig, dass die vielfältigen Möglichkeiten digitaler Medien diesbezüglich diverse Potentiale bieten und stärker genutzt werden müssen. Letztendlich ist die Verbesserung der Gesundheitskompetenz jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die ein umfassendes bundesweites Programm erfordert und somit fest in der Nationalen Diabetes-Strategie verankert werden muss.
Zum dritten Mal lud die Initiative Diabetes@Work am 28.04.2021 zu der Veranstaltungsreihe „Diabetes@Work: Fokus Bundestagswahl“ ein. Unter dem Titel „Apps auf Rezept – Wie digitale Gesundheitsanwendungen den Versorgungsalltag von Diabetes Patienten erleichtern können“ diskutierten wir mit unseren Gästen und Dietrich Monstadt (CDU/CSU), Berichterstatter für Diabetes, Adipositas und Medizinprodukte, zu digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Die Initiative wurde repräsentiert durch Dr. Gerd Kräh, Senior Government Affairs Director der Lilly Deutschland GmbH.
Digitalisierung als Chance für die Diabetesversorgung
Herr Kräh verwies eingangs auf die Potentiale von DiGAs für die Versorgung von Menschen mit Diabetes. Digitale Gesundheitsanwendungen können bei der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen Patienten unterstützen und ihnen dabei helfen, ein selbstbestimmtes und gesundheitsförderliches Leben zu führen. Insbesondere in Anbetracht von rund 7,5 Millionen Menschen mit diagnostizierten Diabetes Typ 2 bieten DiGAs Patienten die Möglichkeit, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen – beispielsweise durch das Führen eines Ernährungstagebuchs oder die automatische Speicherung der Blutzuckerwerte. Um dieses Potenzial zu heben, müssen jetzt die richtigen Weichen gestellt werden.
In seinem Impulsvortrag unterstrich Dietrich Monstadt die Chancen, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Besonders für jüngere Menschen und für Patienten, die im ländlichen Raum leben, bieten digitale Versorgungslösungen einen großen Mehrwert. Zudem können DiGAs dem behandelnden Arzt ein realistisches Bild über den Krankheitsverlauf geben und ihm dabei helfen, die Therapie individuell auf die Bedürfnisse des Patienten zuzuschneiden. Herr Monstadt betonte an dieser Stelle, dass die Bundesregierung mit der Nationalen Diabetes-Strategie ein wichtiges Ziel des Koalitionsvertrages umgesetzt hat. Wichtig sei es nun, die Maßnahmen zügig umzusetzen: Sei es im Bereich der Digitalisierung, der Prävention und Versorgungsforschung zu Adipositas und Diabetes oder hinsichtlich des Ausbaus der Lehrstühle an Universitäten.

Prävention statt Reaktion, auch im Betrieb
Unter den Gästen bestand Konsens, dass digitale Anwendungen im Bereich der Prävention einen echten Mehrwert bieten können. Zum jetzigen Zeitpunkt können primärpräventive digitale Anwendungen jedoch nicht ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen werden. Dabei kommt der Prävention, einschließlich der Primärprävention, insbesondere bei Chronikern eine zentrale Rolle zu. Herr Monstadt versprach diesen Punkt mit in die nächste Legislaturperiode zu nehmen und verwies in diesem Zusammenhang auf noch unausgeschöpfte Potentiale in der Lebenswelt Arbeit. Digitale Lösungen können Mitarbeitenden, die an Diabetes erkrankt sind, dabei unterstützen ohne Einschränkungen am Arbeitsleben teilzunehmen und ihr Gesundheitsrisiko nachhaltig zu verringern. Bei der Vielzahl an unterschiedlichen Berufen und der schnellen Veränderung der Tätigkeiten in der modernen Arbeitswelt ist es für Unternehmen essenziell, frühzeitig auf ihre Angestellten zuzugehen und sie mit (digitalen) betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen langfristig zu begleiten. Das Setting „Arbeitswelt“ spielt eine besondere Rolle für die Prävention und Behandlung chronischer Erkrankungen, da hier ein Großteil der Bevölkerung erreicht werden kann. Betriebs- und Werksärzte müssen folglich stärker in die Versorgung von Menschen mit Diabetes einbezogen werden.
Der Patient als „Herr seiner Daten“
Zweifellos können digitale Konzepte und Gesundheitsanwendungen einen großen Beitrag zur erfolgreichen Prävention von chronischen Krankheiten leisten. Die notwendige Grundlage für die Entwicklung und Anwendung entsprechender Lösungen sind Gesundheitsdaten. Dietrich Monstadt betonte an dieser Stelle, dass der Patient zu jedem Zeitpunkt „Herr seiner Daten“ sein muss. Denn Akzeptanz und Vertrauen sind elementare Voraussetzungen, um die digitale Gesundheitsversorgung grundlegend zu verbessern. Ein wirksamer Datenschutz spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Im Zuge dessen muss die digitale Gesundheitskompetenz der Bürger aufgebaut und nachhaltig gestärkt werden. Nur wenn es gelingt, die Medienkompetenz und kritische Urteilsfähigkeit der Bevölkerung im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen und -anwendungen umfassend zu fördern, kann sichergestellt werden, dass Bürgerinnen und Bürger selbstbestimmt von digitalen Versorgungsangeboten Gebrauch machen können.
Im Rahmen von „Diabetes@Work: Fokus Bundestagswahl 2021“ lud die Initiative Diabetes@Work am 29.06.2021 zur letzten Veranstaltung dieser Reihe. Mit diesem Format hatten unsere Gäste die Gelegenheit in vier Veranstaltungen mit je einer Partei in den direkten Austausch zu treten. Dieses Mal diskutierten unsere Teilnehmer:innen gemeinsam mit Martina Stamm-Fibich (SPD), Mitglied im Ausschuss für Gesundheit unter dem Titel „Digitales BGM – Die Zukunft des Betrieblichen Gesundheitsmanagements“ über die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf den Arbeitsalltag und den daraus resultierenden Konsequenzen für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Die Initiative wurde repräsentiert durch Inken Benthien, Senior Manager Government Affairs der Lilly Deutschland GmbH.
Wandel der Diabetesversorgung am Arbeitsplatz durch COVID-19
Zu Beginn verwies Frau Benthien auf den durch Corona verstärkten Schub in Richtung Virtualisierung, Flexibilisierung und Digitalisierung des Arbeitsalltags. Arbeit ist nicht mehr an einen festen Ort und eine feste Zeit gebunden, sondern kann überall und zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Der Wandel der Arbeitswelt wirkt sich auch auf die gesundheitliche Versorgung der Mitarbeitenden aus. Die Gestaltungsaufgabe der nächsten Jahre wird deshalb lauten, wie ein zeitgemäßes Gesundheitsmanagement Aspekte wie New Work und Digitalisierung sinnvoll integrieren kann. Somit gilt es schon heute Lösungen zur Prävention und Kuration chronischer Erkrankungen am modernen Arbeitsplatz zu finden.
In diesem Zusammenhang betonte Frau Stamm-Fibich, selbst Betriebsrätin vor ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete, dass Remote Working die Erreichbarkeit der Mitarbeitenden erschwert. Denn klassische Maßnahmen, die auf physische Anwesenheit setzen, wie Gesundheitsscreenings, Gesundheitstage oder Workshops im Unternehmen, erreichen Beschäftigte im Home-Office nicht mehr. Die Pandemie habe aber auch gezeigt, welche Relevanz digitale Anwendungen im Gesundheitsbereich haben und wie schnell entsprechende Lösungen Einzug in die Versorgung halten können. Digitale Versorgungslösungen bieten auch Beschäftigten – insbesondere in Zeiten von Home-Office und Kontaktbeschränkungen – die Möglichkeit eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zukommen zu lassen. Frau Stamm-Fibich sprach sich deshalb dafür aus, die Digitalisierung im Gesundheitsbereich weiter voranzutreiben und prognostizierte, dass dieses Thema auch in der nächsten Legislaturperiode eine wesentliche Rolle spielen wird.
Potenziale eines digitalen BGMs
Fest steht: Die Digitalisierung ist der Schlüssel für eine patientenzentrierte Gesundheitsversorgung. Mit Blick auf das digitale betriebliche Gesundheitsmanagement ergeben sich insbesondere mit Blick auf die Erreichbarkeit von Mitarbeitenden, der Personalisierung von Angeboten und der Messbarkeit von Ergebnissen diverse Potenziale. Die notwendige Grundlage für die Entwicklung und Anwendung entsprechender Lösungen sind Gesundheitsdaten. Diese sind hierzulande jedoch nur sehr begrenzt verfüg- und einsetzbar. Als Patientenbeauftragte sprach sich Frau Stamm-Fibich deshalb dafür aus, dass Daten gezielt genutzt werden können. Gleichzeitig müsse zu jedem Zeitpunkt sichergestellt sein, dass der Schutz personenbezogener Daten gewährleistet ist und der Patient der Souverän über seine Daten bleibt. Die Gäste kamen darin überein, dass digital erfasste Gesundheitsdaten künftig nach denselben Regeln und unter Einhaltung internationaler Standards dokumentiert werden müssen. Die DSGVO ausführenden Rechtsnormen der Länder für die Arbeit mit Gesundheitsdaten bedürfen laut Frau Stamm-Fibich somit einer bundesländerübergreifenden Harmonisierung.
Gesundheitskompetenz als Schlüssel zum Erfolg
Die Beteiligten betonten zudem, dass die Entwicklung der individuellen (digitale) Gesundheitskompetenz eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigen Prävention von Diabetes spielt. Nur dann, wenn es uns gelingt die Gesundheitskompetenz – nicht nur im Kindergarten und in Bildungseinrichtungen –, sondern auch am individuellen Arbeitsplatz nachhaltig zu fördern, kann chronischen Krankheiten, wie dem Diabetes-Typ-2, erfolgreich begegnet werden. Hierzu ist es wichtig, Mitarbeitenden vor Ort möglichst gute Bedingungen für den Zugang zu Gesundheitsinformationen und konkrete Anreize und Hilfen für gesundheitsförderliche Entscheidungen und Handlungen zu bieten. Denn hier kann ein Großteil der Bevölkerung erreicht werden. Betriebs- und Werksärzten kommt folglich eine zentrale Rolle zu.

Somit kommt die Reihe „Diabetes@Work: Fokus Bundestagswahl 2021 zu einem erfolgreichen Ende. Wir bedanken uns bei allen Referent:innen und Teilnehmenden für den interessanten Input und den gemeinsamen Austausch. Wir würden uns freuen Sie auch in der nächsten Legislaturperiode auf unseren Veranstaltungen begrüßen zu dürfen!
Diabetes@Work: 60 Minuten mit...
Zu Beginn dieser Legislaturperiode lud die Initiative Diabetes@Work am 9. März 2022 im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Diabetes@Work: 60 Minuten mit...“vier Referent:innen ein. Unter dem Titel „12 Monate elektronische Patientenakte: Genutzte Chance oder Raum für Verbesserung?“ diskutierte die Initiative Diabetes@Work mit Maximilian Funke-Kaiser MdB, Digitalpolitischer Sprecher und Berichterstatter für Digitalisierung im Gesundheitswesen der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Gertrud Demmler, Vorständin der Siemens-Betriebskrankenkasse, Ingrid Dänschel, Mitglied im Vorstand des Deutschen Hausärzteverbandes und Dr. Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte und den Gästen. Zum Auftakt der Reihe stand die elektronischen Patientenakte (ePA), vor allem im Hinblick auf Patient:innen mit chronischen Erkrankungen wie dem Typ-2 Diabetes, im Fokus. Die Initiative wurde von der Vizepräsidentin des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte (vdbw), Dr. Annette Wahl-Wachendorf, Sara Klinkebiel, Referentin für Politik des BKK Dachverbands e.V. und Prof. Dr. Beate Kretschmer, Director Market Access bei Lilly Deutschland GmbH vertreten.
Nach der letztjährigen erfolgreichen digitalen Reihe „Diabetes@Work: Fokus Bundestagswahl“ soll „60 Minuten mit…“ an den lebendigen Austausch zwischen Leistungserbringern, Krankenkassen, Industrie und Politik anknüpfen. In insgesamt vier Veranstaltungen möchte Diabetes@Work im digitalen Dialog zwischen allen beteiligten Akteuren den Austausch rund um die Zukunft der Diabetesprävention und -versorgung am Arbeitsplatz fördern. Die Implementierung der Nationalen Diabetes-Strategie ist dabei zentrales Anliegen für die Diabetesversorgung am Arbeitsplatz.
Zum Start der Veranstaltungsreihe stand mit der elektronischen Patientenakte ein großes Digitalisierungsprojekt im Gesundheitswesen im Mittelpunkt der Diskussion. Maximilian Funke-Kaiser, MdB (FDP) betonte zu Beginn, dass Digitalisierung weniger als Selbstzweck und viel mehr als Notwendigkeit für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung verstanden werden sollte. Im Hinblick auf die ePA forderte Herr Funke-Kaiser, dass diese in Zukunft schneller ausgerollt werden sollte, beispielsweise durch ein „opt-out“ Modell, um die Vorteile für Patient:innen, wie beispielsweise bessere Medikation und effizientere Versorgung, nutzen zu können. Zum Abschluss seines Auftaktimpulses warf das Mitglied des Deutschen Bundestages die Frage auf, wie in Zukunft Gesundheitsdaten besser nutzbar gemacht werden könnten. Denn Datenschutz und die Bereitstellung von Daten schließen sich aus seiner Sicht nicht aus.
ePA als Chance aber bislang ohne Praxisblick
Im Anschluss gaben die Fachreferentinnen Einblicke aus der bisherigen praktischen Umsetzung. Dr. Gertrud Demmler (Siemens-BKK) wies auf die enorme Chance für die Patient:innen hin, aber auch auf die bislang mangelnde Kooperation der beteiligten Akteure. Dies verband sie mit dem Wunsch, eine stärkere Kultur des Miteinander sowie auch klaren Rollenverteilungen im Hinblick auf die im Koalitionsvertrag angekündigte digitale Gesundheitsagentur zu schaffen. Der Impuls von Ingrid Dänschel (Deutscher Hausärzteverband) schloss daran an: Die Umsetzung und Implementierung der Telematikinfrastruktur und der ePA solle in der neuen Legislaturperiode deutlich praxisorientierter ausgerichtet werden. Insbesondere in Bezug auf die Patient:innen müsse die ePA in Zukunft selbsterklärend und einfach gestaltet werden, um möglichst inklusiv zu sein. Zum Abschluss der Impulse betonte Dr. Anette Wahl-Wachendorf (vdbw) die Notwendigkeit der Anbindung von Betriebsmediziner:innen an die Telematikinfrastruktur und damit auch an die digitalen Anwendungen wie die ePA, um das Potential des Settings Arbeitswelt, insbesondere mit Blick auf Patient:innen mit Diabetes, nutzen zu können.
Wo macht Digitalisierung einen Unterschied – und wie können wir gerade dort die Potentiale heben?
All dies gilt es in der neuen Legislaturperiode politisch umzusetzen. Die Fachreferent:innen und Gäste waren sich einig: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen und allen voran die ePA muss eines der Kernprojekte der Ampel-Regierung sein. Unter Einbezug aller - an der Umsetzung beteiligten Akteure - kann die digitale Gesundheitsversorgung chronischer erkrankter Patient:innen, wie Typ-2-Diabetiker:innen, einen echten Nutzen bieten. Die Relevanz der Praxisorientierung bestätigte auch SPD-Gesundheitspolitikerin Nezahat Baradari, MdB, selbst praktizierende Ärztin. Vor allem beim Remote-Patient-Monitoring oder der Versorgung über Telemedizin sind bereits jetzt echt Vorteile für die Versorgung chronischer Patient:innen erkennbar. Insbesondere das Setting Arbeitswelt sollte mitgedacht werden, da am Arbeitsplatz nicht nur Patient:innen mit Diabetes-Typ-2 engmaschig begleitet werden können, um die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Zum Abschluss der Auftaktveranstaltung von „60 Minuten mit…“ verwiesen alle Anwesenden nochmals auf das große Potential von Gesundheitsdaten, mit dem Hinweis auf die Wichtigkeit des Datenschutzes, aber auch, dass eben dieser die Digitalisierung nicht verhindern darf.

Maximilian Funke-Kaiser (Hauptbild) während der digitalen Diskussion

Diskussionsrunde mit relevanten Vertretern aus der Diabeteswelt
„Gesundheit in der Arbeitswelt 4.0: Wie kann eine gelungene Diabetesversorgung und -prävention im Home-Office aussehen?“
Zum Thema Diabetesversorgung und -prävention im Home-Office wollen wir uns gemeinsam mit Ihnen im Rahmen der zweiten Veranstaltung unserer Eventreihe „Diabetes@Work: 60 Minuten mit...“ im Juni 2022 austauschen. Diskutieren Sie mit einer Vertreter:in der SPD-Bundestagsfraktionen und Fachexpert:innen aus der Praxis über die Herausforderungen durch eine digitale Arbeitswelt aber auch die Potentiale mit Blick auf Home-Office und Arbeitswelt 4.0.
Wir freuen uns, Sie auf unserer nächsten Veranstaltung begrüßen zu dürfen!
Ihre Initiative Diabetes@Work